Die allermeisten Flächen auf Pellworm werden wie in ganz Deutschland konventionell bestellt, also mit Gülle besprüht und mit Antiinsektenmitteln bespritzt. Vielfach bauen sie Mais an, damit ihnen die Gänse, die auf Pellworm überwintern, nicht die Felder leer fressen. Den Gänsen schmeckt der Mais nicht. Deshalb haben die Bauern auf Pellworm dieses Jahr mehr denn je, nämlich 300 Hektar, damit zugepflanzt. »Ein Maisfeld hat denselben ökologischen Wert wie ein betonierter Parkplatz«, sagt Backsen. „Damit sich etwas ändert, müssen wir viel mehr Flächen ganz anders bewirtschaften.“
Einige der Bauern legen auch selbst Blühstreifen an auf Flächen, die wenig hergeben. Spricht man Backsen darauf an, macht sie drei große Schritte bis an den Rand und sagt: „Also wenn die bis hierhin ihre Pflanzen mit Insektiziden besprühen, und daneben beginnt der Blühstreifen, was glauben Sie, wie viele Insekten darin überleben?“ Die ehemalige Biobäuerin macht den Kollegen keinen Vorwurf. „Die tun nur, was logisch ist.“ Das System sei nicht nachhaltig, der Fleischpreis zu billig.
Sie hat die Vision einer Insel, auf der man im Pellwormer Supermarkt das Entrecôte vom Inselrind kaufen kann, nachhaltig erwirtschaftet. Es wäre ein System, bei dem die Bauern die Fläche so nutzen würden, dass ein Gleichgewicht entsteht zwischen Bewirtschaftung und Natur. Es wäre eine Insel, in der die Gemeinde keine insektenfreundlichen Flächen schaffen muss, weil die gesamte Fläche insektenfreundlich wäre. Der blühende Randstreifen ist dafür ein Symbol – und eine Anregung, wie Backsen meint. „Jede Touristin, die hier an den blühenden Randstreifen vorbeiläuft und daran Gefallen findet, nimmt das vielleicht mit nach Hause.“