DIE INSEL

Pellworm ist eine deutsche Insel in der Nordsee. Sie liegt in einem UNESCO-Weltnaturerbe, dem Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer.

Nach Sylt und Föhr ist Pellworm die drittgrößte der nordfriesischen Inseln – und ziemlich grün. Die Landwirtschaft ist hier noch der wichtigste Wirtschaftszweig. Auch die Strände sind grün, statt in den Sand legt man sich an den Deich. Die Leute sprechen Platt. Und für Pellwormer:innen liegt Hamburg im Süden.

1.219 Einwohner:innen

(Stand Juni 2021)

3.744,83 Hektar

91 Prozent der Gesamtfläche sind Vegetation

2.500 Schafe

und 15 Schäfer:innen

Quelle: Amt Pellworm / Statistikamt Nord

Obwohl Pellworm eine Insel ist, sieht man eigentlich nie das Meer. Dafür müsste man auf den Deich klettern, der die ganze Insel umsäumt. Blickt man sich im Inselinneren um, schaut man auf Kühe, Rinder, Schafe und viele, viele Felder. Ab und zu liegt dazwischen eine Warft. So heißen die kleinen Hügel, auf denen Häuser vor dem Hochwasser geschützt sein sollen. Diese Häuser haben meist Reetdächer und sehr lange Auffahrten. 

Es gibt insgesamt nur 38 Straßen, aber man kann recht lange auf jeder einzelnen radeln – vor allem wenn der Wind von vorne pustet. Dabei begegnen einem manchmal andere Menschen, sie grüßen mit „Moin“ oder Handzeichen. Egal, ob sie zu Fuß gehen, auf den Rad sitzen, im Auto oder auf dem Traktor. 

Pellworm hat etwas mehr als 1.200 Einwohner:innen. Sie haben Namen wie Jansen, Backsen, Knudsen und Nommsen. Einige sind so wortkarg, wie man es von Nordfriesen erwartet. Viele haben mehrere Jobs gleichzeitig, mindestens eine Ferienwohnung und engagieren sich nebenbei noch im Chor, bei der Inselzeitung oder im Gemeinderat. Die Grundschule hat 34 Schüler:innen, die Gesamtschule 47 und wer Abitur machen will, lebt unter der Woche auf dem Festland. 

Auf der Insel gibt es zwei Kirchen (die Neue und die Alte), einen Leuchtturm und eine Apotheke. Es gibt auch nur eine Ampel, allerdings nicht an einer der 38 Straßen: Sie diszipliniert die drängelnden Kinder an der Rutsche im Hallenbad „PelleWelle“. 

Viel los ist auf Pellworm nicht und irgendwie ist man hier ein bisschen stolz darauf. Die Insel, so erzählen es Tourismusbroschüren und die Bewohner:innen selbst, ist ein Ort der Entschleunigung. Eine Idylle im Watt. Wie im Bilderbuch.

Aber manchmal passiert doch etwas: Dass das Bundesverfassungsgericht im Frühjahr die Bundesregierung zu mehr Klimaschutz verpflichtet hat, lag auch an den Kläger:innen Sophie, Paul, Hannes und Jakob Backsen, Kinder einer Pellwormer Bauernfamilie. Gerade bewirbt sich die Insel um die Ausweisung als „Sternenpark“, also als einer der dunkelsten Orte Deutschlands, an dem der Blick in den Nachthimmel besonders klar ist. Und schon bevor das Thema bundesweit diskutiert wurde, versuchten die Pellwormer:innen, ihre Energie komplett aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen.

Auf Pellworm atmet man durch, wenn man auf dem Deich hockt, und hofft, dass gerade Flut ist. Alternativ kann man barfuß durchs Watt platschen und sich an Muschelschalen piksen. 

Diese Insel ist ein Ort, der in Ordnung scheint. So in Ordnung, als müsse man sich keine Sorgen über die Zukunft machen.

Muss man aber doch.

Denn Pellworm liegt heute schon einen Meter unter dem Meeresspiegel.